Autorin: Guten Morgen. Das Rad rollt. Das Rad der Religionen ist 1,50 Meter
groß und silbrig glänzend. Der jüdische Davidstern, das christliche Kreuz und der
islamische Halbmond ragen in sein Inneres hinein. Seit 2008 rollt das Rad der
Religionen durch Deutschland und durch Europa. So ist es auch schon mehrmals in
Leverkusen unterwegs gewesen. Einmal sogar bei uns in der
Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in der Eingangshalle. Am Eingang zu unserem
Friedenspark in Leverkusen-Rheindorf liegt ein Bodenbild vom Rad der
Religionen. Und wenn man den Innenteil dieses Rades mit Davidsstern, Halbmond
und Kreuz in Ruhe betrachtet, dann lässt sich ein Engel erkennen. Er wird der
Engel der Kulturen genannt.
Als das Rad der Religionen vor zwölf Jahren durch
Brüssel rollte, haben wir es dort mit Schülerinnen und Schülern unserer Schule begleitet.
Ein Junge, damals dreizehn Jahre alt, rollte das Rad für einen kurzen Moment
ganz allein den kleinen Hügel hoch zum Europäischen Parlament. Hinterher sagte
er aufgeregt zu mir: „Ich habe es ganz allein geschafft, haben Sie es gesehen?“
So wie dem Jungen geht es vielen Menschen: Sie rollen
mit, bewegen das Rad, und sie werden bewegt in der Begegnung mit ihm. So sagen
Schülerinnen über das Rad der Religionen:
O-Ton
Dina: „Der
Ring mit seiner Schönheit soll uns erinnern, dass wir zusammen stärker sind,
und dass Vielfalt schön ist.“
O-Ton
Yasmin: „Auch
wenn es unterschiedliche Kulturen und Religionen gibt, kann das Zusammenleben
friedlich sein und funktionieren. Wir können Unterschiede akzeptieren. Und wir
müssen keine Vorurteile weitertragen.“
Autorin: Ich frage mich: Wie viele von Ihnen, die Sie jetzt
gerade zuhören, sind wohl schon mit dem Rad der Religionen in Kontakt gekommen?
Am
23. April wird es durch Düsseldorf zum Nordrhein-Westfälischen Landtag rollen.
Denn dort wird zum ersten Mal die Skulptur ‚Friedenssäule für Jerusalem‘
öffentlich ausgestellt. 144 kleine Platten mit dem Bild vom Engel der Kulturen aus
dem Rad der Religionen bilden übereinandergestapelt die inzwischen drei Meter
hohe Friedenssäule für Jerusalem. Eigentlich sollte diese Friedenssäule nach
Jerusalem gebracht werden. Schon vor einigen Jahren. Nun wird sie erst einmal
hier aufgestellt.
Im
palästinensischen Westjordanland ist bereits vor zehn Jahren in dem
Friedenscamp ‚Tent of Nations‘ ein großes LandArt-Projekt vom Engel der
Kulturen entstanden. Freiwillige haben dort das Kunstwerk aus vielen Steinen
und mit einem Durchmesser von 30 Metern nachgebaut. Das Motto ihrer
Friedensarbeit: ‚Wir weigern uns Feinde zu sein.‘ Das Grundstück gehört der
christlich-palästinensischen Familie Nasser, und in ruhigeren Zeiten besuchen es
täglich Menschen aller Religionen und Nationalitäten.
‚Wir
weigern uns, Feinde zu sein‘. Ein gutes Motto, dem auch das Künstlerpaar Carmen
Dietrich und Gregor Merten gerne folgt – sie haben das Rad der Religionen
erschaffen. Und dieses Motto macht auch mir immer wieder Mut.
Vom
23. April bis Ende Juni steht die Friedenssäule für Jerusalem in Düsseldorf, für
alle sichtbar. Und zeigt, in wie vielen Städten sich Menschen an Aktionen mit
dem Rad der Religionen – dem Engel der Kulturen – bereits beteiligt haben. Sie
alle verbindet ihre Hoffnung auf Frieden. Welches Glück, dass wir die Säule für
einige Zeit in Düsseldorf sehen können, denn wir brauchen auch hier ein starkes
Zeichen für unsere Hoffnung.
Meint Gerlinde Anders,
Schulpfarrerin in Leverkusen.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63464_WDR35240305Anders.mp3