Guten Morgen,
Kennen Sie das auch?
Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Ich stand die Tage vor meinem Bücherregal und suchte ein ganz bestimmtes
Buch. Das eigentlich immer an der gleichen Stelle steht. Und jetzt ist es nicht
mehr da.
Stattdessen finde ich Dinge, die ich längst vergessen hatte.
Mir fällt ein Buch in die Hände, in das sich vor vielen, vielen Jahren
Freunde von mir eingetragen haben.
Hier wurde nach Lieblingsfarbe, Lieblingsessen, dem Lieblingssong oder
ähnlichem gefragt.
Auch ich habe es selbst für mich ausgefüllt.
Und was mich gar nicht erstaunt hat: Vieles würde ich heute ganz anders
ausfüllen, da hat sich in meinem Leben doch einiges verändert.
Aber die Frage nach meiner Lieblingsgeschichte, die würde ich immer noch
genauso beantworten, wie vor vielen Jahren.
Die Geschichte von den Spuren im Sand. Von der kanadischen Autorin
Margaret Fishback Powers.
Sie ist kurz erzählt.
Eines Nachts, schreibt die Autorin, hatte ich einen Traum: Ich ging am
Meer entlang, [begleitet von Gott]. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben. Und jedes Mal sah ich zwei
Fußspuren im Sand, meine eigene und die [Gottes]. Als das letzte Bild an meinen
Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das
waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens. Besorgt fragte ich [meinen
Begleiter: "Gott,] als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir
versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in
den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum
hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?" Da
antwortete er: "Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein
lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur
gesehen hast, da habe ich dich getragen." ( 1 )
Dieses Bild von den Fußspuren von Margaret Fishback Powers ist mir aus
meinen Sommerurlauben vertraut.
Es sagt mir immer wieder, du bist nicht allein.
Gott ist mit mir, auch wenn ich ihn nicht sehen kann. Ganz besonders vielleicht
in Zeiten, wo es mir nicht so gut geht.
Manchmal fühle mich verlassen und allein gelassen.
So mag es sich zumindest anfühlen.
Und dann ist mir dieser Satz aus dem Gedicht so wichtig:
„Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst
recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur gesehen
hast, da habe ich dich getragen.“
Wenn ich mich mal einsam fühle oder ich vor einem Problem stehe,
dann mach ich mir bewusst: Gott trägt mich, auch wenn ich kein
Fliegengewicht bin.
Ich wünsche uns allen Sand unter den Füßen und wenn es nötig ist, Gott,
der uns trägt.
Quellen:
1
Zitiert nach: https://life-is-more.at/life/gedichte/spuren_im_sand.php
(letzter Abruf 21.02.24)
Originalfassung des Gedichts
Footprints © 1964 Margaret Fishback Powers.
Deutsche Fassung des Gedichts
Spuren im Sand © 1996 Brunnen Verlag, Gießen.
Leichte Änderung durch den
Autor (siehe Texte in eckigen Klammern).
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63461_SK240310Neuhaus.mp3