Guten Morgen,
Vor einiger Zeit hab ich
einen kurzen Comic-Film gesehen. „Snack Attack“ heißt er und ist schon einige
Jahre alt.
Der Inhalt ist kurz erzählt:
Eine ältere Dame steht in der
Bahnhofshalle vor einem Automaten mit Keksen und Getränken. Die Kekse da sehen
verlockend aus. Also Portemonnaie raus, Geld einwerfen und dann: Die
Kekspackung bleibt im Automaten stecken. Sie wirft sich mehrfach gegen den
Automaten, und es gelingt ihr, die Kekspackung zu befreien. Zufrieden steckt
sie die Kekse in die Handtasche und macht sich auf den Weg auf den Bahnsteig. Auf
dem Bahnsteig setzt sie sich auf eine Bank, neben ihr ein junger Mann, der
lautstark Musik über seine Kopfhörer hört. Die ältere Dame packt die Zeitung
aus und beginnt zu lesen, während sie liest, greift sie genüsslich nach der
Packung Kekse, die zwischen ihnen auf der Bank steht. Sie ist völlig irritiert,
als auch der junge Mann sich an der Kekspackung bedient, sich einen Keks nimmt
und ihn sich genussvoll in den Mund steckt. Das passt der älteren Dame
natürlich überhaupt nicht. Dieser junge Kerl, der sich an ihren Keksen vergreift.
Da sie durch die Kopfhörer nicht zu ihm durchdringt, blickt sie ihn finster an
und macht ihm klar: Das passt mir ganz und gar nicht! Doch es geht so weiter.
Keks für Keks. Die Situation droht fast zu eskalieren, als der junge Mann den
letzten Keks aus der Packung nimmt. Die ältere Dame ist empört. Wie selbstverständlich bricht der junge Mann den
Keks in der Mitte durch. Er bietet ihr die zweite Hälfte an. Wie bitte: ER
bietet ihr IHRE Kekse an -das wird ja immer doller. Wütend nimmt sie die
Kekshälfte und zerbröselt sie vor den Augen des jungen Mannes. Der Zug kommt. Die
Frau steigt ein. Noch bevor der Zug seine Türen schließt, kommt der Schaffner
und fragt die ältere Dame nach der Fahrkarte. Beim Blick in ihre Handtasche
stellt sie fest: Die Kekse, die sie am Automaten gekauft hat, befinden sich noch
immer ungeöffnet darin. Erschrocken denkt sie: Jetzt hab ich mich die ganze
Zeit an den Keksen des jungen Mannes bedient. Ihr schlechtes Gewissen steht ihr
ins Gesicht geschrieben. Der Zug fährt ab, und sie blickt dem jungen Mann noch
hinterher. Letzte Szene des Films: Der junge Mann steht von der Bank auf, nimmt
die leere Packung Kekse und wirft sie in einen Mülleimer.
Das Leben ist voller Missverständnisse und Vorurteile.
Die alte Dame fühlt sich ganz im Recht und die Tatsache, dass der junge
Mann mit der lauten Musik auf den Ohren sich scheinbar an ihren Keksen
vergreift – das passt einfach gut ins Bild für sie. So stellt sie sich die
junge Generation vor. Rücksichtslos.
Wenn ich mir dieses Missverständnis zwischen den beiden so angucke,
denke ich: Das würde nicht passieren, wenn man sich richtig unterhalten würde.
Wenn Menschen miteinander reden, würde das eine oder andere Missverständnis und
Vorurteil gar nicht erst entstehen.
Vieles nehme ich einfach so
hin, ohne ein Wort darüber zu verlieren.
Wie schnell erwische ich mich
in so einem Selbstbedienungsmodus. Ohne den anderen richtig wahrzunehmen und
mit ihm zu reden. Kleine Missverständnisse passieren und kommen immer wieder
vor. So betrachtet ist dann dieses kleine Versehen der älteren Dame gar nicht
so schlimm. Vielleicht hätten die beiden am Ende gelacht. Meine Oma hätte an
dieser Stelle gesagt: Sprechenden Menschen kann geholfen werden.
Einen gesegneten Sonntag –
bei Kaffee, Keksen, Kuchen
und Gesprächen!
Quelle:
(zuletzt abgerufen am
21.02.24)
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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